Hallo,

ich möchte ab April für ca. ein halbes Jahr nach Kanada gehen und würde gerne anfangs in Montreal (bzw. Quebec) arbeiten, vorzugsweise in meinem Job als Softwareentwickler o.ä., wenn das möglich ist.
Ich würde gerne mein Französisch verbessern und daher zu Beginn gerne eine Sprachschule besuchen.
Aus anderen Threads lese ich ich hier, dass einem das u.U. gar nicht so viel bringen soll, da der Akzent wohl recht stark ist und man zum anderen in Montreal zumindest teilweise noch mit Englisch ganz gut durchkommt bzw. das Französisch schon sehr gut sein muss.

Nun meine ganz naiven Fragen:
Ist es sinnvoll, vor Ort einen zweiwöchigen Intensivkurs zu machen und sich dann um einen Job zu bemühen oder reicht das dann ohnehin nicht?
Falls ja, hat jemand Empfehlungen für eine gute Sprachschule?
Ist es realistisch, mit den o.g. Sprachkenntnissen (englisch fließend) dort einen zeitlich begrenzten Job im IT-Bereich zu finden?

Vielen Dank für eure Antworten!

Hawk

Hallo hawk,

einen zweiwöchigen Sprachkurs zu besuchen, bringt meiner Meinung nach, gar nichts. Spare dir lieber das Geld dafür (du wirst es später noch gebrauchen) und versuche in Montréal selbst mit den Leuten soviel wie möglich auf französisch zu reden. Gehe z.B. zu einem der vielen Meetups. Wenn dein Französich noch nicht genug ist, kannst du immer mit einer Mischung aus Französich und Englisch weiterkommen.
In das Québécois hörst du dich mit der Zeit ein. Mit Englisch kommst du in Montréal auch durch. Wenn du länger in Québec bleiben möchtest, würde ich aber schon versuchen möglichst viel auf Französich zu reden. Viele Québécois mögen nicht auf Englisch reden und mit Französisch sammelst du Pluspunkte, auch wenn es nicht perfekt ist. Wenn du dir es dagegen einfach machen willst, kannst du auch in ein vorwiegend englischsprachiges Viertel (im Westen der Stadt) ziehen und dir englischsprachige Bekanntschaften suchen. Das "wahre" Quebec wird dir dann aber wohl verschlossen bleiben.
Ansonsten schaut es im Moment mit der Jobsuche in Montréal nicht so rosig aus. Würde mich schon von Deutschland aus um die Jobsuche bemühen, da die Unternehmen z.T. sich doch mehrere Wochen Zeit lassen mit einer Rückmeldung auf eine Bewerbung. Meist gibt es keine Absagen. Wenn du nichts (mehr) hörst, war es das. Wie es im IT-Bereich ausschaut kann ich dir nicht sagen.
Auch würde ich noch in Deutschland versuchen möglichst viel Französisch zu lernen.

Hallo jomtl,

erst mal vielen Dank für die Antwort!
Dass ein Sprachkurs gar nichts bringt, finde ich vielleicht etwas sehr pessimistisch.
Er soll auch überhaupt kein Ersatz dafür sein, locals zu treffen und sich möglichst viel auf französisch zu unterhalten. Ich denke, so ein Intensivkurs könnte mir aber durchaus zum Start helfen, einfach auf ein Level zu kommen, von dem aus es mir noch etwas leichter fällt, da ich eben auch nicht nur durchkommen will sondern die Sprache gerne etwas besser beherrschen möchte.
Finanziell kann ich das ganz gut stemmen, das wäre für mich also auch nicht zwingend ein Grund dagegen, aber unabhängig davon bin ich auch momentan schon fleißig beim Lernen.

Bez. Job klingt das auch interessant bzw. vielleicht etwas ernüchternd.
Da werde ich mich wohl in den nächsten Wochen mal intensiv darum kümmern, aber ich werde es wohl erst mal bei Bewerbungen in englisch belassen.
Ich habe auch schon ein bisschen gesucht, aber hast du evtl. ein paar Tipps bzw. Links auf (ggf. lokale) Jobportale?

Vielen Dank und schöne Grüße!

Hawk

Hallo Hawk,

ich habe auch gemeint, ich musste eine Sprachschule zum Einstieg besuchen. Im Nachhinein fand ich es als Zeit- und vor allem Geldverschwendung. Wirklich bringen würde wahrscheinlich nur ein Einzelunterricht oder Minigruppen. Aber die Preise hierfür sind jenseits von Gut und Böse.
Wahrscheinlich wirst du dich in der Schule mit vielen 16 -20jährigen wiederfinden, welche die Schule von Ihren Eltern bezahlt bekommen haben, und dementsprechend motiviert sind.
Die Sprachschulen sind in der Regel für Schüler ausgerichtet, die mehrere Wochen/Monate bleiben und daher wird immer nur ein spezieller Teil der Grammatik in einer Woche besprochen. Eine kompakte Übersicht bekommst du in 2 Wochen dort nicht.
Wirklich wichtig sind nicht die grammatikalischen Feinheiten, sondern das Reden. Und in der Schule wird dir in den Komunikationskursen ein Thema vorgesetzt, dass ggf. langweilig ist.
Mein Rat: Schau dir in Deutschland noch die Grammatik und Vokabeln an. Im Internet gibt es genügend kostenlose Seiten z.B. http://www.lepointdufle.net , kaufe dir evtl. das Büchlein Québécois Slang Kauderwelch Band. Hier findet Du einige Ausdrücke die du gebrauchen kannst ( ma blonde, condo, magasiner, un sou, sous-marin, raton laveur, etc. ) und wenn Du hier bist, besuche Meetups ( http://www.meetup.com) oder schau das du sonstwie mit den Leuten hier in Kontakt kommst. Ist tausendmal interessanter als Schule und du wirst mehr lernen und mehr über Land und Leute erfahren. Das ist gerade das Gute in Montréal , dass du nicht perfekt sprechen musst und die Leute dir gerne helfen dein Französisch zu verbessern.
Falls Du trotzdem meinst Geld ausgeben zu müssen, kannst Du ggf. auch jmd. vor Ort suchen, der dir privat gegen Entgeld weiterhilft.

Wegen Arbeit:
http://www.jobboom.com
http://www.emploiquebec.net
http://www.craigslist.ca
http://www.kijiji.ca
u.a.

Und erwähne in den Bewerbungsschreiben, Vorstellungsgesprächen nicht, dass du nur ein paar Monate bleiben willst. Der Lebenslauf (CV) schaut in Kanada anders aus, du kannst Musterbeispiele im Internet finden. Würde mich wie bereist geschrieben, schon von Deutschland aus bewerben, umhören, wenn du ein bestimmte Arbeit im IT-Bereich suchst. Wenn sie dringend jmd. brauchen kann es ganz schnell gehen, ansonsten kann es auch mehrere Wochen dauern. Die Arbeitsfeld ist sehr nordamerikanisch geprägt. Halte dir auf jeden Fall Geldreserven zurück. Selbst wenn du eine Zusage hast. Falls in der Firma irgendwas nicht so laufen sollte wie geplant, bist du schneller wieder raus als du schauen kannst.
Montréal ist wahrscheinlich nicht perfekte Stadt um groß $$$ zu machen, aber einen mehrmonatlichen Aufenthalt würde ich mir nicht entgehen lassen, denn die Stadt hat an Freizeit - und Ausgehmöglichkeiten jede Menge zu bieten und es gibt immer wieder was Neues zu entdecken.

Verschneite Grüße aus Montréal

jomtl